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Erdbodenverschmutzung

Die Bodenkontamination in Europa kann je nach Verschmutzungsquelle (punktförmig oder diffus, aus Industrie, Stadt oder Landwirtschaft) und den Arten des (entstehenden) Schadstoffs (organische Stoffe, anorganische Stoffe, partikuläre Schadstoffe) in verschiedene Themen unterteilt werden.

Im Zeitraum 2011-2012 hat das European Soil Data Centre der Europäischen Kommission ein Projekt zur Sammlung von Daten über kontaminierte Standorte von nationalen Einrichtungen in Europa unter Verwendung des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes für Böden (EIONET-SOIL) durchgeführt. Laut den erhaltenen Daten beläuft sich die Gesamtzahl der identifizierten kontaminierten Standorte, verursacht durch punktuelle Verschmutzung, auf 2,5 Millionen. Die geschätzte Anzahl potentiell kontaminierter Standorte beträgt 11,7 Millionen (Panagos et al., 2013). Kommunale und industrielle Abfälle tragen am stärksten zur Bodenverunreinigung bei (37%), gefolgt vom industriellen/gewerblichen Sektor (33%). Mineralöl und Schwermetalle sind die Hauptverunreinigungen, die mit rund 60% zur Bodenverunreinigung beitragen. In Bezug auf das Budget wird geschätzt, dass das Management kontaminierter Standorte jährlich rund 6 Milliarden Euro kosten wird (Panagos et al., 2013).


Abbildung 28: Erdbodenverschmutzung in Europa
Quelle: https://www.slideshare.net/KakaliRoy2/soil-pollution-64065819

Ladoet al. (2008) präsentiert die Ergebnisse der Modellierung der Verteilung von acht kritischen Schwermetallen (Arsen, Cadmium, Chrom, Kupfer, Quecksilber, Nickel, Blei und Zink) in Oberböden. Unter Verwendung von 1588 georeferenzierten Proben aus dem Forum der Geochemischen Datenbank des Europäischen Geologischen Instituts (26 Europäische Länder). Hohe Werte von Cr und/oder Ni finden sich hauptsächlich in Zentralgriechenland, Norditalien, den zentralen Pyrenäen, im nördlichen Skandinavien, in der Slowakei und in Kroatien. Sie weisen eine starke Korrelation zwischen den Gehalten von Ni und Cr und der Stärke von Erdbeben auf. Die seismische Aktivität korreliert indirekt mit der Schwermetallkonzentrationen. Solche Materialien liefern den Böden hohe Mengen an Ni und Cr durch Verwitterungsprozesse. Cadmium, Cu, Hg, Pb, Zn weisen eine hohe Konzentration in Mitteleuropa auf und haben eine Zusammenhang mit der Landwirtschaft und dem Auftreten von quaternärem Kalkstein. Die Verwendung von Düngemitteln, Dünger und Agrochemikalien sind wichtige Quellen für diese Elemente. Sie korrelieren auch umgekehrt mit der Entfernung zu Straßen (Lado et al., 2008).

Obwohl 700 emergierende Schadstoffe in der europäischen Umwelt beschrieben werden (NORMAN, 2014), werden sie bisher nur in der aquatischen Umwelt betrachtet. Ihre Anwesenheit und Konzentration im terrestrischen Ökosystem ist ebenso unbekannt wie das potenzielle Risiko für die Umwelt. Der Lufttransport von Schadstoffen aus industriellen und städtischen Quellen ist noch schwieriger zu überwachen, da ihre Verteilung und die Ausfälle nicht leicht bekannt sind.

Mehr als 3000 verschiedene Arten von Pestiziden wurden in den letzten 50 Jahren in der europäischen Landwirtschaft eingesetzt. Es wurde geschätzt, dass weniger als 0,1% des Pestizids, das auf die Pflanzen aufgebracht wird, tatsächlich den Zielschädling erreichte. Der Rest gelangt in die Umwelt und kontaminiert Boden, Wasser und Luft, wo er diese(n) vergiften konnte Laut Schwermetallgehalt in europäischen Böden (Lado et al. 2008). 95 Arten von Pestiziden beeinträchtigen ansonsten Nichtzielorganismen (Pimentel und Levitan, 1986). Darüber hinaus können viele Pestizide lange Zeit in einem Ökosystem persistieren. Organochlor Insektizide wie beispielsweise Paraquat, Deiquat, waren noch 20 Jahre nach ihrem Verbot in Oberflächengewässern nachweisbar (Larson et al., 1997). Nur wenige Studien wurden durchgeführt um die in unseren Böden vorhandenen Pestizidgemische zu überwachen. Oldalet al. (2006) und Ferencz und Balog (2010) fanden sogar 20 Jahre nachdem sie in ungarischen und rumänischen Böden verboten waren, hohe Konzentrationen von Mischungen aus Organochlorinen und Lindan. Während die EU über Daten zu den Herbizidanwendungen pro Land verfügt, liegen keine Daten zur tatsächlichen Pestizidkonzentration in europäischen Böden vor.